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Der Lykische Weg und die Spinnen

Der Lykische Weg ist schon seit langem, eigentlich seit ich Türkisch lerne, Hauptdarsteller in vielen meiner Urlaubsträume. Das ist ein ca. 500 km langer Fernwanderweg von Antalya nach Fethiye bzw. umgekehrt. Solch eine Strecke bin ich auch schon am Stück gelaufen mit Übernachtung im Freien. Bis auf die Hitze und die wahrscheinliche Wasserknappheit weiß ich also grob, worauf ich mich einlassen würde und genau deshalb habe ich auch so große Lust darauf. Das Land, die Leute, das Meer und seine wunderschönen Buchten, das Alles würde ich so gerne einmal aus der entschleunigenden Perspektive des Wanderers sehen, die meines Erachtens für Naturerlebnisse die einzig Wahre ist. In diese blaue Pracht zu hüpfen, nachdem man 20 oder 30 km in der Bullenhitze hinter sich gebracht, darauf freue ich mich jetzt schon, obwohl ich im kalten Deutschland sitze.

Die Türken sind im Allgemeinen nicht die größten Wanderfreaks (obwohl ich zufällig eine kenne, die das gerne macht). Daher kommt es wohl auch, dass dieser – wohl bekannteste – Weg und auch der Saint Paul’s Trail von einer wanderbegeisterten, seit vielen Jahren in der Türkei lebenden Britin namens Kate Clow gemacht wurden, die auch die autoritativen Bücher darüber geschrieben hat. Allerdings sollte man die Finger von diesen Büchern lassen, wenn man detaillierte Karten von der Gegend erwartet. Das gibt es für die Türkei nicht, zumindest gab es das nicht bei Drucklegung dieser Bücher.

Das wäre schon alles ziemlich super. Wenn da nicht meine lieben kleinen, achtbeinigen Freunde, die Spinnen wären. Davon gibt es in der Türkei einfach so fürchterlich viele. Es ist ja auch so schön warm im Sommer.

Letztes Jahr war ich während eines Urlaubs in der Türkei auf einem kleinen Teilstück des Lykischen Wegs bei Ekincik unterwegs, wirklich nur ein oder zwei Kilometer den Berg hoch, der an der Seite einer malerischen Bucht aufragt, in deren Nähe auch das bekannte und wunderschöne Dalyan-Delta mit seinen Altertümern, Felsengräbern und natürlich den großen Wasserschildkröten ist. Der Weg schien wenig begangen zu sein, die Markierungen waren allerdings gut. Es war schon ein imposantes, äußerst schönes Stück und die Aussicht auf den großen türkisblauen Schild des Meeres, der in der Sonne glitzerte, unbezahlbar, besonders wenn man so hart in der Hitze dafür gearbeitet hat.

Weniger gut waren die dicken, fetten, großen Spinnen in ihren Netzen alle paar Meter und sie hatten sie natürlich schön quer über den Weg gespannt, so dass man keinesfalls durchkonnte, ohne sie zu beachten. Sind ja schon attention whores. Da ich zum einen Angst vor Spinnen habe und zum anderen auch Tierfreund bin, habe ich keines der Netze berühren oder zerstören wollen. Wir – ich war nicht alleine unterwegs – sind also immer ganz umständlich um die Netze herumgetanzt, während wir darauf achteten, auch ja keinen der längeren Verbindungsstränge, die diese Kunstwerke in der Luft halten, zu durchtrennen. Das war nervig.

Naja, ich gebe zu, noch nerviger bzw. ekelhafter war der Gedanke, in eines dieser Tiere so richtig schön mit dem Gesicht hineinzulaufen. Schließlich hingen die auch stets in genau der richtigen Höhe für solch ein besonderes Erlebnis. Außerdem hatte ich auf der wunderschönen Insel Bozcaada ein ähnlich abschreckendes Erlebnis. Ich war zusammen mit meiner Freundin auf einem Spaziergang nördlich des Hauptortes und wir haben uns erlaubt, ein wenig querfeldein zu gehen. Auf einer großen Wiese waren wir plötzlich umzingelt von großen Spinnen in gelber und orangener Signalfarbe in ihren Netzen und ich kann sagen, das Signal ist bei mir angekommen. Erst eine, dann zwei, dann waren sie irgendwie überall. Nicht, dass ich bei so etwas in Panik verfallen, wild um mich schlagen und sinnlos herumrennen würde. Aber mein Widerwillen dagegen, eines dieser Tiere zu berühren, ist schon sehr stark. Wir haben dann den geordneten Rückzug angetreten und sind auch irgendwie langsam und ohne Feindberührung herausgekommen. Ist ja auch gut für die Tiere, dass ich so ein kleiner Arachnophobiker bin, sage ich mir immer. Dadurch kommen wenigstens nicht so viele dieser Krabbeltierchen durch mich zu Schaden.

Jedenfalls frage ich mich (etwas traurig), ob die Spinnen überall auf dem Lykischen Weg so wunderbar gedeihen wie bei Ekincik. Das wäre sehr unerfreulich. Vielleicht wäre es auch eine gute Schocktherapie für mich und ich käme geheilt zurück. Wer weiß. Ich werde mich wohl eher nach der Schwarzmeerregion orientieren, was das wandern angeht. Dort war ich zwar noch nie, aber irgendwie kommt es mir von den Fotos her ein bisschen wie zuhause vor und das beruhigt mich im Hinblick auf Spinnen.

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